Erfahren Sie, wie die Stadtbibliothek Paderborn den Wechsel auf Quria gemeistert hat.

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Die Bibliothek ist nicht länger nur ein Aufbewahrungsort

„Die Bibliotheksbranche befindet sich in ständiger Entwicklung und die Corona-Pandemie hat den Bedarf an neuen Technologien und neuen Dienstleistungen besonders deutlich gemacht. In Zukunft müssen wir uns auf Zugänglichkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit konzentrieren“, meint Eilen Pedersen von Axiell.

„Wir leben in einer äußerst herausfordernden und gleichzeitig aufregenden Zeit. Die Anforderungen an die digitale Online-Präsenz, neue Technologien und nicht zuletzt neue Standards für die Katalogisierung von Metadaten bedeuten, dass wir es wagen müssen, neue Wege zu gehen und neue Lösungen zu wählen. Die historische Rolle der Bibliothek und des Bibliothekars ist in Frage gestellt und unterliegt einem Wandel“, sagt Eilen Pedersen, Vertriebskoordinatorin bei Axiell. Sie hat es sich im Home Office vor dem digitalen Kamin gemütlich eingerichtet und erläutert ihre Gedanken zum Wandel der Bibliothek und welche Auswirkungen die Corona-Pandemie darauf hat.

„In diesen Zeiten, in denen viele Menschen zu Hause bleiben müssen, ist es wichtig, dass die Bibliothek und ihre Dienstleistungen sowohl für Mitarbeiter als auch für Benutzer digital verfügbar sind“, betont sie.

Corona erfordert eine Umstellung

Es gibt viele, die ihr zustimmen werden. Die Rolle und die Bedeutung der Bibliothek als Treffpunkt der Einwohner in der örtlichen Gemeinde sind während dieser Pandemie noch deutlicher geworden. In einer Situation, in der viele Menschen isoliert und von ihren vertrauten Umgebungen abgeschnitten sind, hat die Bibliothek in ihrer Funktion als außerordentlich wichtige gesellschaftliche Einrichtung erhöhte Aufmerksamkeit erhalten. Es erfordert zusätzlichen Einsatz seitens der Bibliothek und der Bibliothekare, um in dieser anstrengenden Zeit weiterhin gute Dienste leisten zu können.

„Die Bibliotheken mussten sich an die neue Situation sehr schnell anpassen. Es bestand ein Bedarf an geeigneter Technologie und an Online-Diensten für die Öffentlichkeit, um dem veränderten Alltag gerecht zu werden. Mitarbeiter müssen sich aktuell aus der Homeoffice im Bibliothekssystem anmelden und von zu Hause aus Änderungen am Portal für die Bibliotheksbesucher vornehmen können. Daher ist es besonders wichtig, ein Bibliothekssystem zu haben, dass dafür die technischen Voraussetzungen bietet.

Mehrere Bibliotheken bieten zur Literaturversorgung inzwischen auch sogenannte Take-Away-Dienste an. D.h., ein Bibliothekar bereitet online reservierte Bücher vor, die ein Benutzer anschließend abholen kann. Einige Bibliotheken ermöglichen auch die Lieferung nach Hause und die Abholung von ausgeliehenen Medien an. Dies ist unter anderem für Zielgruppen wichtig, die ihre Wohnung nicht verlassen können oder sich in der Risikogruppe für Infektionen befinden. Dies bedeutet eine verstärkte Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie bspw. Freiwilligenzentren.“

Erhöhter Fokus auf die Benutzer

Es ist aber nicht nur die Corona-Pandemie, die den Wandel in der Bibliotheksbranche vorantreibt.

„Wir haben zunehmend ein Publikum, das mit Online-Technologien vertraut ist und von uns erwartet, dass die Bibliothek online erreicht werden kann und verschiedene Online-Dienste anbietet. Diese Benutzer erwarten, dass sie die Möglichkeit erhalten, sich einzuloggen, um ihre eigenen Ausleihen zu überprüfen, Reservierungen vorzunehmen, ihre Benutzerdaten zu ändern, E-Medien online zu lesen oder sich über Veranstaltungen der Bibliothek zu informieren und dazu online anmelden zu können. Die Bibliotheken müssen über eine Portallösung verfügen, die es den Benutzern erleichtert, die Services der Bibliothek zu nutzen. Dafür ist eine reaktionsschnelle und intuitive Benutzeroberfläche erforderlich, die sowohl auf die Darstellung auf Smart Phones, als auch auf Tablets und PCs angepasst ist“, sagt Pedersen.

Mit ihrer Ausbildung zur Systementwicklerin hat sie ein besonderes Interesse an der technologischen Weiterentwicklung der Bibliotheken. Bei Axiell erstellt sie als Vertriebskoordinatorin bedarfsgerechte Angebote und ist außerdem für die Betreuung der Axiell-Kunden zuständig. Für sie ist es insbesondere wichtig, dass die Customer Journey so rational und gut wie möglich verläuft. Dabei kommt ihr ihre IT-Ausbildung sehr zugute.

„Kunden sind nicht nur Benutzer der von Axiell angebotenen Systemlösungen, sondern auch unsere Partner. Ich übernehme gern die Rolle als Beraterin für die Nutzer unserer Systeme. Ich muss unsere Systemlösungen gut erläutern können und den Entscheidungsprozess zur Systemauswahl einfacher verständlich machen“, erläutert sie.

Sie stammt ursprünglich aus Tromsø in Nordnorwegen, deren Einwohner für Ihre direkte Mentalität bekannt sind. Sie sieht es oft als Vorteil an, sowohl mit Kunden als auch mit Kollegen deutlich und unkompliziert sein zu können.

„Ich nenne eine Sache gern beim Namen und versuche vor allem auch humorvoll mit meinen Kunden, Partnern und Kollegen umzugehen. Axiell ist ein sehr seriöser Anbieter und Systemlieferant, aber ich halte es für sehr wichtig, auch mit Humor an die Aufgaben zu gehen und mit Kunden und Kollegen auch gemeinsam Lachen zu können. Ich bilde mir zumindest ein, ein wenig Humor zu haben.“

Eilen Pedersen begann ihre Karriere 2003 im „Bibliotekenes IT-Senter”, dem zentralen IT-Servicezentrum für öffentliche Bibliotheken in Norwegen, und behielt dort auch ihre Führungsposition nach der Übernahme des Zentrums durch Axiell im Jahre 2019.

„In der Bibliotheksbranche hat sich in den letzten 17 Jahren eine rasante Entwicklung vollzogen, einerseits rein technisch gesehen, was die Bibliothek als Ort und ihre traditionelle Funktion als Büchersammlung zur Ausleihe für die Öffentlichkeit anbelangt, andererseits im Hinblick auf die Rolle des Bibliothekars als Literaturvermittler, der mittlerweile zusätzlich für die Organisation von Veranstaltungen, Workshops und weitere Aktivitäten in der Bibliothek und in sozialen Medien verantwortlich ist“, erläutert sie.

Vom Aufbewahrungsort zum Aktivitäts- und Kulturzentrum

Die Bibliotheken haben sich von Aufbewahrungsorten für gedrucktes Material zu dynamischen Wissenszentren, Aktivitäts- und Kulturhäusern entwickelt. Dies bedeutet, dass die traditionelle Vorstellung hinterfragt werden muss, was eine Bibliothek ist, welche Bedeutung sie in der kommunalen Gemeinschaft einnehmen soll und wie sie ausgestattet sein sollte, um für ihr Publikum in der Gegenwart und in der Zukunft relevant zu sein. Neue Bibliotheken, die gebaut werden, können flexible Räume haben, die je nach Bedarf und verschiedenen Arten der Nutzung umgestaltet werden können. Heute werden oftmals alle kulturellen Angebote der Gemeinde wie Bibliothek, Kino, Café und Kulturhaus, an einem Ort konzentriert, und dann wird die Bibliothek zum natürlichen Treffpunkt. Sowohl die Architektur als auch Inneneinrichtung und die digitalen Dienstleistungen werden in höherem Maße diesen neuen Bibliothekstyp widerspiegeln.

„Die Bibliothek dient nicht nur zum Aufbewahren, Lesen und Ausleihen von Büchern, sondern ist auch zu einem Ort geworden, an dem Benutzer an diversen Aktivitäten teilnehmen können. Dabei kann es sich um alles Mögliche handeln, von der Hausaufgabenhilfe und einem vielfältigen Kursprogramm zu verschiedenen Themen bis hin zu Filmvorführungen, Makerspaces, Konzerte und Literaturabende. Sie kann aber einfach auch nur ein Ort zum Aufenthalt sein, insbesondere auch für die Jugend, die die moderne technische Ausstattung vor Ort nutzen kann. Kurz gesagt, die Bibliothek ist benutzerorientierter geworden.“

Eilen glaubt, dass sich dieser Trend dahingehend weiterentwickeln kann, dass die Bibliothek ein idealer Raum für Workshops und unterschiedlichste kulturelle Aktivitäten ist. Neben der Bereitstellung von Büchern und digitalen Medien sind aber auch Räume mit musikalischem Equipment, mit Sportgeräten und vielleicht sogar mit Nähmaschinen denkbar.

„In einer Bibliothek kann alles passieren“, meint Eilen.

Als wir ihr aber mehr Fragen zur Zukunft stellen, zögert sie etwas, die Rolle eines Orakels zu spielen:

„Das ist nicht so leicht vorhersehbar. Der Alltag ist heute schon sehr digital geprägt – und das wird sich auch in der Zukunft noch ständig weiterentwickeln. Es wird neue Technologien, neue Wege der Wissensvermittlung, neue Standards für die Katalogisierung und die Notwendigkeit zur Integration in andere Systeme geben. Verknüpfte Daten wie RDA und BIBFRAME werden das MARC-Format als Basis für die Katalogisierung von Metadaten auf dem Weg zum Semantic Web ersetzen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass das Bibliothekssystem und die Plattform der Bibliothek diese neuen Formate unterstützen und diese im Einklang mit den neuen Standards weiterentwickelt werden.“

Sie glaubt, dass sich Bibliotheken in Zukunft auf ihre Zugänglichkeit, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit konzentrieren müssen. Dies beinhaltet unter anderem auch einen größeren Umfang an Selbstbedienungsfunktionen, insbesondere in Zeiten, in denen es immer mehr Bibliotheken gibt, die erweiterte Öffnungszeiten für Ihre Benutzer nach dem Open-Library-Konzept anbieten. Aus ihrer Sicht wird die Idee, dass der Benutzer im Zentrum der Bibliothek stehen soll, von übergeordneter Bedeutung sein.

„Die Bibliothek ist auch weiterhin ein Wissensvermittler. Sie muss aber noch stärker in digitalen Räumen präsent sein, wobei die Kreativität zu einer noch wichtigeren Eigenschaft wird. Man macht es sich beispielsweise in einem Sessel bequem und schafft einen virtuellen Raum, während man Kindern über soziale Medien etwas vorliest. Bibliothekar*innen werden zunehmend die Erfahrung machen, über neue digitale Kanäle mit ihren Benutzern zu kommunizieren.“

Was inspiriert Dich?

„Menschen“, antwortet Eilen ohne zu zögern und erläutert: „Menschen, die mit Leidenschaft verfolgen, woran sie glauben, und die wirklich daran interessiert sind, etwas zu bewirken und in der Zukunft neue Wege zu gehen. Menschen, die es wagen, über den Tellerrand zu schauen und auf neue Systemlösungen und Technologien zu setzen.“

Sie ist beeindruckt von Bibliothekaren, die schon lange im Beruf sind, allein oder in Teilzeit arbeiten, sich aber dennoch in neue Technologien, Services und Plattformen aktiv einarbeiten.

„Die traditionelle Rolle des Bibliothekars ist in einem rasanten Wandel. Es ist eine große Herausforderung, mit der Entwicklung Schritt zu halten, aber es ist eben auch zwingend notwendig.“

Der Austausch von Erfahrungen und Wissen stellt dabei eine wichtige Voraussetzung dar, um neue Perspektiven zu entwickeln und gemeinsam neue Wege zu beschreiten.

„Man lernt halt nie aus“, lautet das Fazit der engagierten Technikerin.

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